シュミットは日本にいるよ。

Ich bin bis September 2007 als Student in Japan und verfolge das ambitionierte Vorhaben, was ich erlebe, festzuhalten und zu schreiben, was ich mir dabei denke. Macht dieser Satz Sinn? Wohl kaum, und gleichzeitig zeigt er, was ich mir vorgenommen habe, naemlich Sinn zu finden, wo zunaechst erstmal keiner zu sehen war. Vielen Dank fuers Lesen, ich weiss es ist manchmal schwer. Zum Glueck weiss keiner wie es in meinem Kopf aussieht...

Montag, Oktober 02, 2006

Das Geheimnis ewiger Jugend

Die erste Nacht habe ich dann in einem Hotel in Flughafennähe mit allen Programmteilnehmern verbracht, die ebenfalls am 12. angekommen sind. Bei Ambience-Vogelgezwitscher aus den Deckenlautsprechern. Macht ja auch Sinn. Schließlich konnte man die Fenster nicht öffnen. Außerdem habe ich das gelernt und live erlebt, was ich schon vorher wusste und viele andere vor mir beschrieben haben. Japaner sehen nämlich gar nicht halb so alt aus wie sie sind, weil sie sich so gesund ernähren und das Wasser weicher ist. Nein, nein, in Wirklichkeit machen sie es nämlich wie Jabba the Hood in Star Wars mit Han Solo: Sie frieren sich nämlich selber ein. Klimaanlagen scheinen nämlich nur über zwei Einstellmöglichkeiten zu verfügen: off und ***** Ultra-Polar-Modus. Und damit man nicht ganz starr wird, muss man sich natürlich die ganze Zeit bewegen. Das wiederum hält schlank und ist gut für das Herzkreislaufsystem. Außerdem erklärt es, warum es in Bahnhöfen niemals Sitzgelegenheiten gibt. Wobei, ein anderer Grund ist wohl, dass nicht genug Platz zum Sitzen wäre. Die ungewohnte, von nicht-japanischen Neulingen permanent erfahrene Konsequenz ist freilich die, dass es praktisch unmöglich ist, jemals stehen zu bleiben. Keine Winkel und Ecken, die nicht auch vom Menschenstrom ausgespült würden. Keinerlei Inseln, auf denen der im Menschenmeer gefangene Zuflucht suchen kann: Keine Mülleimer, keine Sitze, nur manchmal Säulen, die aber rund sind, und um die in alle Himmelsrichtungen herumgegangen wird. Mit der Herausforderung wächst aber auch der Einfallsreichtum: Nicht nur einmal bin ich in Fotoautomaten geflüchtet, ohne jede Absicht, mein orientierungsloses Angesicht zu verewigen. Und es gibt in der Tat einen einzigen sicheren Ort, um den Streckennetzplan in Bahnstationen zu lesen: Die Schlange an den Ticketautomaten. Obwohl ich also Karten für alle Zuglinien besitze, habe ich ungezählte Male in fast krimineller Manier die Absicht eines Einzelfahrscheinerwerbs heimtückisch vorgetäuscht, um einfach mal zu stehen und in Erfahrung zu bringen, wo ich eigentlich bin. Viel Zeit bleibt aber nicht: Maschinen, die in Japan etwas verkaufen (und das sind viele), haben Ware und Wechselgeld rausgegeben, bevor der Finger den touch screen überhaupt verlassen hat, auf dem nicht selten eine Kameraaufnahme zu sehen ist, die Auskunft darüber, was gerade im Maschineninneren passiert. Ich sag mal so: Es gibt immer was anzugucken. Ist ja auch gut so. Alles andere wäre Zeitverschwendung, und die macht alt und gibt Falten. Die will ja keiner.