シュミットは日本にいるよ。

Ich bin bis September 2007 als Student in Japan und verfolge das ambitionierte Vorhaben, was ich erlebe, festzuhalten und zu schreiben, was ich mir dabei denke. Macht dieser Satz Sinn? Wohl kaum, und gleichzeitig zeigt er, was ich mir vorgenommen habe, naemlich Sinn zu finden, wo zunaechst erstmal keiner zu sehen war. Vielen Dank fuers Lesen, ich weiss es ist manchmal schwer. Zum Glueck weiss keiner wie es in meinem Kopf aussieht...

Montag, Oktober 02, 2006

Wo es hoch geht, geht es auch runter.


Tokyo ist ja eine große Stadt. London auch. Und Mexico City. In London verläuft man sich aber nicht so leicht, aus mehreren Gründen: 1) es gibt Straßennamen, 2) zwischendurch findet man immer wieder historische Gebäude, die auf den Touristen-Stadtplänen wie kleine 3D-Modelle ihrer selbst gedruckt sind, 3) man bewegt sich überwiegend oberirdisch und kann so zumindest raten, wo man wohl ist. Mehr fällt mir gerade nicht ein. Punkt 2) kann man natürlich nur eingeschränkt gelten lassen, schließlich können ja die Japaner nichts dafür, dass Tokyo 1923 von einem Erdebeben fast völlig zerstört wurde. In den folgenden sieben Jahren entstanden 200.000 neue Gebäude, (leider) überwiegend nach westlichem Vorbild. Ich wiederhole das nochmal: In sieben Jahren entstanden 200.000 Gebäude. Das sind über 75 Gebäude pro Tag, 7 Jahre lang. Muss ich daran erinnern, dass vor gar nicht langer Zeit viele Leute völlig aus dem Häuschen waren, weil Berlin als die größte Baustelle der Welt galt? Natürlich nur im Einzugsgebiet deutscher Tageszeitungen, sonst hätte das wohl jemand berichtigt.
Dass es in Japan keine Straßennamen gibt, ist mittlerweile wohl auch hinreichend bekannt, also schnell zu Punkt drei, meinem persönlichen Lieblingspunkt.
Wie gesagt, ich war mit Alan, Brian und Emily, die mit mir hier studieren, unterwegs, und nach der Schreinbesichtigung wollten wir noch was essen (haben wir auch) und dann noch zu Kinokuniya, dem berühmten tausendgeschossigen Buchladen, der eine ganze Etage voller ausländischer Bücher hat (Wie viele Geschosse es genau sind, weiß ich nicht mehr, aber ich glaube acht). Und Zeitschriften – der Spiegel kostet 13 Euro. Schade. Wir wussten jedenfalls noch, dass Kinokuniya ziemlich nah beim einem der Ausgänge vom Bahnhof Shinjuku sein soll. Einer der Ausgänge heißt einer von tausendmillionen Ausgängen, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Wir kamen uns eher vor wie der Minotaurus im Dädalus’schen Labyrinth. Nachdem wir eine Dreiviertelstunde im Kreis gelaufen sind durch endlose Gänge mit Geschäften und Schnellrestaurants, habe ich unbewusst nach Schildern Ausschau gehalten wie „NARITA AIRPORT – 85km“, oder OSAKA, 500km, PLEASE KEEP LEFT“.
Übrigens sind die Japaner viel konsequenter mit ihrem Linksverkehr als die Briten. In England, etwa, läuft man zwar auch links, auf Rolltreppen steht man aber rechts. Mmmh. Logisch... Nicht so bei den Japanern, natürlich ist hier die linke Rolltreppenseite die langsamere, ergo, die, auf der man steht. Problematisch wird es erst, wenn man versucht, rechts zu überholen, denn alles was nicht als Auffangbecken für Menschenmassen dient, ist ja grundsätzlich klein und schmal. So auch Rolltreppen.
„Hey, sind wir am dem Nudelladen nicht schon vorbeigekommen?“ „Nein, das war nur die gleiche Kette, die haben vier Filialen oder so im Bahnhof.“ Na klar, wie in Hannover, viermal Gosch, viermal Burger King, viermal Telekom... d.h., der Telekom wäre das schon zuzutrauen, sind ja immer verschiedene Sachbearbeiter für jeden Quadratmeter in Deutschland, immer alles schön dezentral. Deswegen liefs auch so gut mit der Aktie.
Erschwerend kam nun hinzu, dass es in japanischen Bahnhöfen ungefähr so viele Karten wie Mülleimer gibt. Einen für jeden millionsten Reisenden pro Tag – das macht zwar vermutlich immer noch hunderttausend, aber Shinjuku ist ja groß, wie erwähnt. Wir haben dann auch immer wieder mal Karten gefunden. Aber erst nach der fünften habe ich das fiese Verwirrungssystem durchschaut: die Karten rotieren nämlich stetig. Ist ja auch langweilig, immer Norden oben. „Lass mal was neues machen, Norden ist jetzt mal unten links. Yeah, das rockt!“ Ich muss ja zugeben, witzig ist es doch schon, vier ausländische Studenten mit giraffenartig verrenkten Köpfen in einer U-Bahn-Station, todesmutig im Menschenstrom ausharrend, der völligen Erschöpfung ziemlich nahe.Zum Glück gibt es ja noch die Technologie, mit Handys kann man hier nämlich nicht nur Zugtickets kaufen und Fernsehgucken, sondern auch telefonieren und via GPS den eigenen Standort ermitteln. Dann muss man nur noch die in einem Barcode verschlüsselte Adresse des Zielortes mit der Handykamera abscannen und schon sieht man sich als kleinen Stern auf einer Landkarte auf dem Handydisplay, von dem aus eine Schnur den Weg weist, auf alle McDonald’s, Polizeiboxen und Krankenhäuser unterwegs hinweisend. So haben wir dann auch Kinokuniya gefunden, nur um festzustellen, dass die Entfernung zum Zielort noch genau 45 Meter betrug. War also gar nicht so kompliziert. Komplizierter war es, auf dem Rückweg durch Shinjuku wieder die richtige Linie zu finden. Ist uns dann auch geglückt. An dem Abend sind wir alle ziemlich früh eingeschlafen.

6 Comments:

At Montag, Oktober 02, 2006 8:30:00 PM, Anonymous Anonym said...

das kenn ich, stundenlang rumirren und dann doch gleich da sein, wo man hin will, alles neu, gleich aber doch irgendwie anders
es grüßt aus DUS
holger

 
At Montag, Oktober 02, 2006 10:27:00 PM, Anonymous Anonym said...

na da is ja dein blog...

 
At Dienstag, Oktober 03, 2006 4:31:00 PM, Anonymous Anonym said...

Hihi, der Seb und die Japonesen...
Es klingt zumindest so, als wäre dir nicht langweilig. Und ich finde, Romanstoff à la Kerkelings "Ich bin dann mal weg" wird sich da schon ergeben. Wir reden dann nochmal in ein paar Monaten drüber. Sag mal - um mal als gut vorgebildeter Japanologie-Student noch so ein Vorurteil aus der Tasche zu kramen - müsstest du in den unterirdischen Menschenschleuserzentren der Tokyoter U-Bahn nicht dadurch strategisch bevorteilt sein, dass du einfach mal einen satten Kopf größer bist als ausnahmslos (! ;-) ) alle Japaner? Ein Weitblicker quasi. Fast sowas wie der Durchblick, aber das ist noch ein anderes Thema...
Also, keep on sushi, tomodachi-san!

 
At Mittwoch, Oktober 04, 2006 3:41:00 AM, Blogger Heiko Lossie said...

Aaaaah ja: Und nebenbei noch das Desaster der Aktie Gelb erklärt ;-) Ich bin begeistert! Weiter so. Gruß, Heiko

 
At Mittwoch, Oktober 04, 2006 11:09:00 PM, Anonymous Anonym said...

hört sich echt verrückt an! gute idee mit dem blogg, so hört man hoffentlich des öfteren was von dir! viele grüße aus düsi
denise

 
At Donnerstag, Oktober 05, 2006 7:22:00 PM, Anonymous Anonym said...

Holla, der Herr Schmidt! :) Jetzt auch mit Blog! Freu mich! ;)

lg
bine

 

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