シュミットは日本にいるよ。

Ich bin bis September 2007 als Student in Japan und verfolge das ambitionierte Vorhaben, was ich erlebe, festzuhalten und zu schreiben, was ich mir dabei denke. Macht dieser Satz Sinn? Wohl kaum, und gleichzeitig zeigt er, was ich mir vorgenommen habe, naemlich Sinn zu finden, wo zunaechst erstmal keiner zu sehen war. Vielen Dank fuers Lesen, ich weiss es ist manchmal schwer. Zum Glueck weiss keiner wie es in meinem Kopf aussieht...

Dienstag, November 21, 2006

Hoch lebe die Universitaet!


Zum Glueck hattte ich mir von Anfang an gar nicht erst vorgenommen, chronologisch dichte Berichte in diesen Blog zu schreiben. Das haette ich dann wohl spaetestens jetzt versaut. Im uebrigen wuerde es ja auch niemanden interessieren. “Heute habe ich bemerkt, dass ich waehrend meines gestrigen Einkaufs – siehe Blog-Eintrag von gestern – vergessen habe, Geschirrspuelmittel und Orangensaft zu kaufen. Das hat mich ziemlich nachdenklich gestimmt.”
Wer schonmal einen solchen Blog gelesen hat, wird mir wohl zustimmen, dass es manchmal einfach besser ist, nichts zu schreiben. Davon abgesehen passt mir das natuerlich viel besser in den Kram, schliesslich bin ich ja derjenige, der nichts geschrieben hat…
Apropos nichts geschrieben: Wer mir Emails geschrieben hat und auf eine Antwort wartet, den bitte ich um Geduld, ich antworte jedem, immer schoen der Reihe nach. Derzeit habe ich sehr wenig Moeglichkeit, mich im Computerraum aufzuhalten, da jede freie Minute mit Orchesterproben gefuellt ist, am 2. Dezemeber ist das naechste Konzert, danach wird es vielleicht etwas besser.
Dabei faellt mir ein: Im letzten Eintrag habe ich mein Orchesterleben bereits beilaeufig erwaehnt, aber – man glaubt es kaum – es gibt wieder Neues. Anfang November fand besagtes Schulfestival statt und voellig erwartet uebertraf es mal wieder meine schlimmsten, dem verwoehnten Deutschland entsprungenen Befuerchtungen. Donnerstag: 9.00-15.00 Aufbau, 15.30-20.30 Probe. Freitag: 9.30-17.00 pausenloses Musizieren in rotierenden Ensembles, 17.00-19.00: Vorbereitung fuer Samstag. Samstag: 9.30-17.00 Musizieren, 17.00-18.00 Offizielles Geschenkueberreichen der jungen kohai (niedrige Semester) an ihre senpai (hoehere Semester). 19.00-22.00 Party im Izakaya (jap. Bar) mit nomihoudai und tabehoudai (all you can eat and drink). Sonntag: 9.30-14.00 Aufraeumen. 14.01 Feststellung des klinischen Todes durch Erschoepfung.

Waehrend der Festzeiten waren wir natuerlich nicht die einzigen Aktiven, sondern alle Clubs hatten etwas vorbereitet, in erster Linie traditionelle Gerichte, schliesslich ging es ja darum, Geld zu verdienen. Ausserdem gab es eine grosse Buehne mit ueber 40 Nachwuchs-Rockbands, die zum ueberwiegenden Teil erschreckend gut waren.
Die Schwierigkeit des Geldverdienens an besagten Tagen ergab sich uebrigens daraus, dass Clubmitglieder vor allem versucht haben, anderen Clubmitgliedern etwas zu verkaufen. An neutralem Publikum war die Aktion doch relativ arm, und diejenigen Studenten, die nicht involviert waren, haben wohl eher vier freie Tage genutzt, um vier frei Tage zu haben… und wohlwollend darauf verzichtet, den zweistuendigen Schulweg auf sich zu nehmen, um gebratene Nudeln und gedampfte Reisbaelle zu essen. Versagen kann man es ihnen kaum. Im uebrigen waren wir auch kaum davon betroffen, unsere Einnahmen erreichten astronomische Hoehen. Verhaeltnismaessig jedenfalls. Die Zeit verging natuerlich auch wie im Fluge, denn wenn ich nicht selbst eins meiner sechs Stuecke gespielt habe, von denen mir drei an besagtem Donnerstag in die Hand gedrueckt wurden, war ich damit beschaeftigt, vor der Tuer mit meiner engelsgleichen, exotischen Stimme Besucher zu beschallen und zu einem Besuch in unserem Musikcafe zu bewegen. Besonders aeltere Damen waren hoch erfreut und quittierten mein Marktgeschreie mit leichter Verbeugung und konnichiha (Guten Tag) – vermutlich nur als Test, ob ich denn ueberhaupt Japanisch sprechen kann, oder nur so tue.

Selbstverstaendlich tue ich nur so, aber fuer konnichiha hat es dann doch noch gereicht, und so habe ich sie scharenweise mit geheucheltem Japanisch zu Kaffee und Kuchen gelockt. Nicht ganz gleich dem Rattenfaenger von Hameln. Das mit der Floete stimmt ja noch, aber soweit ich weiss ist zumindest niemand ersoffen. Waere auch gar nicht moeglich gewesen, dafuer waren naemlich die Kaffeetassen viel zu klein – deswegen ja auch die astronomischen Einnahmen…