シュミットは日本にいるよ。

Ich bin bis September 2007 als Student in Japan und verfolge das ambitionierte Vorhaben, was ich erlebe, festzuhalten und zu schreiben, was ich mir dabei denke. Macht dieser Satz Sinn? Wohl kaum, und gleichzeitig zeigt er, was ich mir vorgenommen habe, naemlich Sinn zu finden, wo zunaechst erstmal keiner zu sehen war. Vielen Dank fuers Lesen, ich weiss es ist manchmal schwer. Zum Glueck weiss keiner wie es in meinem Kopf aussieht...

Mittwoch, Januar 17, 2007

Invasion der Aliens

Jarrett wohnt schraeg ueber mir. Er ist ein Alien wie ich auch. Aus diesem Grund tragen wir nicht nur zu jeder Zeit unsere Alien Registration Card mit uns herum, sondern planen desoefteren auch gemeinsam Attacken auf die so anscheinend reservierte japanische Kultur – und fuehren sie mit voller Inbrunst aus. In Filmen nisten sich Aliens ja eher in den Koerpern ihrer Opfer ein, verkleiden sich als deren Haustiere zwecks Spionage oder malen Mandalas in Kornfelder. Solche billigen Tricks liegen uns ganz fern, wir bedienen uns der unscheinbarsten Alltagstaetigkeiten und schaffen es auch auf diesem Wege, Fassungslosigkeit zu kreieren, die stets maskiert auftritt und die zu erkennen es einigen Feingefuehls bedarf.
Letztens zum Beispiel sind wir Essen gegangen. Hinterausgang, gleich rechts, Strasse runter bis zur Kreuzung, rechts halten und dann gleich auf der linken Seite. Machida Kiso Shokudou.
(Mir kommt es manchmal so vor, als wuerden Japaner nicht besonders gerne mit Muenzen zahlen, was natuerlich die an jeder Ecke zu findenden Getraenkeautomaten erklaeren wuerde, bieten sie doch die Moeglichkeit in Stille und Dunkelheit und ganz ohne interpersonellen Kontakt Muenzen in diesem kleinen dunklen Schlitz verschwinden zu lassen, der sich nach jedem Einwurf kurz schliesst – als wolle er sagen: ”Guckt auch keiner?” – und dann auch noch mit einem erfrischenden Kaltgetraenk belohnt zu werden. Aber nicht mit mir!)
Sobald man das Restaurant betritt, erblickt man den uebelichen Plastiktablett-Stapel und die Selbstbedienungstheke. Alles typisch japanisch: schoen fritiert – nur dass in dem Fritierfett das Fett zu fehlen scheint, anders kann ich mir das Durchschnittsgewicht von 0.6 Deutschen pro Person nicht erklaeren. Dann noch schoen Suppe und Reis dazu und ab an die Kasse. Jetzt kommt mein grosser Auftritt: Ich greife tief in die Tasche, foerdere allerhand halbedle Metalle zu Tage und deponiere sie in dem kleinen Bezahlschaelchen, das ploetzlich ganz jaemmerlich aussieht. Trotz geplanter Ruchlosigkeit kann ich mir ein leichtes Laecheln ob meiner eigenen Laecherlichkeit nicht verkneifen, was auf der anderen Seite der Kasse – in stiller Zustimmung – mit einem kurzen Nicken quittiert wird. Kein Schock, kein Erstaunen, nur die pure Schoenheit der sprachlosen Uebereinkunft angesichts der Tatsache, dass ich einfach etwas bescheuert bin – ganz ohne duenne Aermchen, riesige schware Augen und einen gruenen Eierschaedel. Zumindest ist er nicht gruen.
Ich verlasse das Schlachtfeld, waerme meine Teller der Reihe nach in einer der Mikrowellen auf, waehle einen Sitzplatz am anderen Ende des Lokals, krieche in die Bank, stelle fest, dass ich den Tee vergessen habe, krieche aus der Bank, laufe zurueck, nehme mir Tee, gehe zum Platz zurueck, krieche in die Bank, bemerke das Fehlen der Tonkatsu-Sauce auf meinem Tonkatsu, krieche aus der Bank, gehe mit meinem Teller zurueck und nehme mir Sauce, gehe zurueck, ueberlege, ob ich einen kurzen Tanz auffuehren und behaupten soll, dass ich Amerikaner bin, verwerfe die Ueberlegung und krieche zum vorerst letzten Mal in die Bank. Dann endlich findet Jarrett meine Ecke und ich erfahre von seinem Triumph an der Kasse. Nicht nur hat er bei dem Versuch, die Suppenschuessel entgegenzunehmen dieselbige, verhaeltnismaessig gleichmaessig ueber dem kurz zuvor deponierten Geld und seinem Tablett ausgeschuettet, sondern sein Verhalten wurde dazu auch noch bestraft durch das sofortige Herbeieilen zweier weiterer Angestellter, die unter Entschuldigungen seine Schuesselchen entfernt, durch neue ersetzt und auf einem frischen Tablett angerichtet haben. Nur, damit er sich ein bisschen besser fuehlen konnte und ganz und gar nicht auf der Stelle im Erdboden versinken wollte. Dieses Mal haben die Damen dann auch die Suppe selber standfest auf dem Tablett arrangiert. Glueck hat er nur gehabt, indem niemand bemerkt hat, dass er im Eifer des Gefechts auch eine 5-Yen-Muenze in seiner Miso-Suppe versenkt hat, sonst haette man ihm wohl auch umgehen diese letzte Schuessel ersetzt.
Was lernen wir daraus: Alien hin oder her, wer anders ist, dem sieht man es ohnehin an, Japaner haben auch zwei Augen und zum Schocken reicht ganz universelles Ungeschick, dem allerdings mit blitzgeschwindigen Hilfeleistungen entgegengewirkt wird.
Bleibt nur eins: Das naechste Mal muss ich mich in ein Chihuahua-Kostuem zwaengen, japanische Haustiere sind in der Regel naemlich nicht besonders gross.

1 Comments:

At Dienstag, März 20, 2007 9:21:00 AM, Anonymous Anonym said...

superlustig, was du so erlebst / bzw., wie du es aufschreibst. macht immer wieder spaß, deine berichte zu lesen... ich hoffe, es geht dir gut! gruß aus düsseldorf! denise

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home